Nachhaltige Marktwirtschaft

Bürgerstrom

Hegel - Freiheit - Irrtum - Dialektik - Erkennen wollen -
Wahrheit - Wissenschaft - werdendes Wissen -
Furcht vor der Wahrheit - Gestalten des Geistes

Eine Illustration (Veranschaulichung) zum Text von G.W.F. Hegel aus dessen Hauptwerk
Phänomologie des Geistes von 1807

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831)
Phänomenologie des Geistes (1807)

Dieser Band stellt das werdende Wissen dar.
Die Phänomenologie des Geistes soll an die Stelle der psychologischen Erklärungen oder auch der abstraktem Erörterungen über die Begründung des Wissens treten.

Sie betrachtet die Vorbereitung zur Wissenschaft aus einem Gesichtspunkte, wodurch sie eine neue, interessante, und die erste Wissenschaft der Philosophie ist.

Sie fasst die verschiedenen Gestalten des Geistes als Stationen des Weges in sich, durch welchen er reines Wissen oder absoluter Geist wird. Es wird daher in den Hauptabteilungen dieser Wissenschaft, die wieder in mehrere zerfallen, das Bewusstsein, das Selbstbewusstsein, die beobachtende und handelnde Vernunft, der Geist selbst, als sittlicher, gebildeter und moralischer Geist, und endlich als religiöser in seinen unterschiedenen Formen betrachtet.

Der dem ersten Blicke sich als Chaos darbietende Reichtum der Erscheinungen des Geistes ist in eine wissenschaftliche Ordnung gebracht, welche sie nach ihrer Notwendigkeit darstellt, in der die unvollkommenen sich auflösen und in höhere übergehen, welche ihre nächste Wahrheit sind.

Die letzte Wahrheit finden sie zunächst in der Religion, und dann in der Wissenschaft, als dem Resultate des Ganzen.

Quelle Zitat aus      Phänomenologie des Geistes    Gutenberg-Projekt

von Dietmar Helmer 2020-09

Hegel: Ist die Furcht zu irren, schon der Irrtum selbst? Ist die Annahme, wodurch das, was sich Furcht vor dem Irrtum nennt, sich eher als Furcht vor der Wahrheit zu erkennen gibt?
Was wäre, wenn wir uns irren, dass es einen von uns Menschen mitverursachten Klimawandel gibt? Und wir nach Erkennen dieses Irrtums ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltiger leben würden? Was begründet die Furcht vor dem werdenden Wissen?

Dieser Text stellt ansatzweise Fragen zum werdenden Wissen über den Klimawandel (über das Artensterben, über Corona-Pandemien) und anderen mit Unsicherheiten behafteten weltweiten Phänomenen der Neuzeit.

Ist das Phänomen des Klimawandels eine „sich den Sinnen zeigende“ (eher wahrscheinlich) oder eine „gedachte Erscheinung“ (von „Klimaleugnern“ vermutete Wahrscheinlichkeit). Der Klimawandel ist zumindest „für jeden“ sichtbar. Die Interpretation für das werdende Wissen wird aber unterschiedlich ausgelegt.

Wir können so viele Begründungen zum heutigen Wissen über den Klimawandel geben, wie wir wollen. Die Unsicherheit über die künftigen Geschehnisse wird bleiben. Es bleibt abstrakt und der Vernunft orientierend. Dabei sind viele Themen zum auffordernden Handeln emotional, psychologisch orientiert.

Wenn wir wüssten, dass der Klimawandel kommt, wie er möglicherweise eintreten könnte, dann sollte dies nicht zwingend dazu führen, dass wir aus Angst vor dem Tod, Selbstmord begehen. Wir wissen aber nicht, welche Klimabedingungen in der Zukunft sein werden. Wir „wissen“ nur mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit, dass es nur besser werden kann, wenn es anders wird. Wir wissen aber nicht, wenn es anders wird, ob es gut wird.

Philosophie ist zum einen die Wissenschaft, die die Welt und die Stellung des Menschen in ihr zu erkennen sucht. Sie ist zum anderen aber auch im übertragenen Sinne die persönliche Betrachtungsweise des Lebens.

Das Sichtbarwerden des Phänomens „Klimawandel“ schafft Voraussetzungen für unseren Geist, uns vorzubereiten. Dabei hilft uns Wissenschaft. Wissen ist etwas, das man gelernt, erkannt, erfahren hat und in seinem Gedächtnis haben kann. Deshalb ist es auch so schwer zu begreifen, wenn jeder Verschwörungstheoretiker meint, er sei ein Philosoph und muss der nicht „die Wahrheit“ erkennenden restlichen Menschheit erklären, was die „absolute Wahrheit“ ist, nur weil er seine persönliche Betrachtungsweise aus seinem Leben als seine Wahrheit erkannt haben könnte. Da es solchen Menschen an der Einsicht fehlt, festzustellen, dass es keine absolute Wahrheit gibt, dass der Irrtum zulässig ist, fehlt es an der Selbstreflektion des eigenen Denkens.

Es gibt Gruppen in unserer Gesellschaft, die behaupten zu „wissen“, belegen aber nicht, sondern „vermuten“ nur. Dabei leiten sie für sich möglicherweise ab, dass vermuten sich direkt ableitet von Mut, Kühnheit, „die Wahrheit“ zu sagen. Eher sollte es hier um die Ableitung „mutwillig“ gehen, um den leichtfertigen Umgang mit, Lügen, Halbwahrheiten und Wahrheiten, im Kontext einer nicht weiter entwickelten Thematik des werdenden Wissens.

Möge ein, die Gemüter ständig erhitzendes, Beispiel diesen Sachverhalt veranschaulichen:

In der Klimadebatte wird behauptet, dass Fleischessen klimaschädlich sei, weil neben den zu vielen CO2-Äquivalenten auch zu viel Wasser pro Rind gebraucht wird.
Kennen Sie „virtuelles Wasser“?, grünes, blaues, graues, virtuelles Wasser? Was ist wahr an der Behauptung des hohen Wasserverbrauchs? In welchem Kontext wurde „virtuelles Wasser“ in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt? Warum wird diese wichtige Debatte auf Zusammenhänge reduziert, dass sie „irgendwie wahr“ aber im Gesamtkontext doch „irgendwie unwahr“ erscheinen?
Provokant gefragt: „Was kann ein Rind dafür, dass es auf die Weide regnet? Weil das Rind Fläche nutzt, wird dem Tier das „virtuelle grüne Regenwasser“ zugeordnet auf sein zukünftiges Steak. Retten wir das Klima, wenn auf dieser Weide kein Rind steht, das wir mutmaßlich später gegessen haben werden? Anders sieht es aus, wenn das Rind in einem regenarmen Gebiet steht und die Beweidung nur möglich ist, wenn „blaues virtuelles Wasser“ zur Bewässerung genutzt wird. Diese Fragen sind natürlich auch bei der Herstellung der Futtergrundlagen zu stellen. Wir werden feststellen, dass es nicht nur eine absolute Wahrheit gibt, sondern viele differenzierte Wahrheiten.

Wissenschaft kann sich irren. Muss ich mich fürchten, mich zu irren? Im gesellschaftlichen Kontext der heutigen Zeit ist es heikel, etwas vermeintlich „falsches“ zu sagen oder gar im Kontext früherer Zeiten damals etwas „falsches“ gesagt zu haben.
Was interessiert im heutigen Twitter-Zeitalter oder WhatsApp-Modus noch der Kontext – der Gesamtzusammenhang? „Wir kennen doch die Wahrheit!?“ Kurzhalten, Aussage treffen, zitieren, kopieren, 100.000fach verteilen. Ping (Klingeln) [oder Pong (Gestank, Mief).] Fertig! Die Wahrheit ist draußen. Erklären, begründen, diskutieren? Wozu?

Alles ist gesagt: „Fleisch ist klimaschädlich, Elektroautos sind umweltschädlich. Überall nur Kinderarbeit … „Wo kommt eigentlich mein T-Shirt her?“, Ich brauche unbedingt das neue Smartphone. … Da bleibt keine Zeit für Diskussionen, für Reflektionen, für die Vertiefung eines Gedankenganges.

Etymologisch kommt „Ping“ mutmaßlich nicht von pingelig? Ist es eine flexible Wahrheit, metaphorische Vermutung, ein dialektischer Zufall, dass pingelig sich von „Pein“, Strafe, Qual, Schmerz ableiten lässt und dieses wiederum von „pena“, Strafe, Buße, Höllenqual, Folter, Mühe, Schwierigkeit ableitet?

Ach wie komme ich nur darauf, den neuen Mediengestaltungsmöglichkeiten solche Attribute zuzuordnen? Neue Medien bereichern unser Leben. Natürlich tun sie das. Frage aber: „Zu welchem Preis, wenn wir nicht bereit sind, die Gestaltungsspielräume vollständig zu nutzen und auch deren Risiken umfassend abzuwägen?“

Viele Menschen trauen der Wissenschaft nicht mehr. Warum ist das so? Oder wird uns nur durch die Filtration der veröffentlichten Meinung dargestellt, dass es „viele Menschen“ sind. Tatsächlich hat Wissenschaft ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Aus welchem Grund wird uns von verschiedenen Medien suggeriert, dass die Wissenschaft kein hohes Vertrauen mehr hat?

Die Hydra der mutmaßlichen Meinungsvielfalt ist aus dem digitalen Neuzeitalter nicht mehr wegzudenken. Wer sein Wissen überwiegend von WhatsApp, Facebook, Twitter, YouTube, Instagram und all den anderen „neuen Leitmedien“ bezieht, wird auch nicht dadurch erreicht, dass man die anderen vielen Menschen durch randalisierte Mitteilungen in den anderen „alten Leitmedien“ bereichert, indem wir Zitate von Facebook-Einträgen oder Twitter-Meldungen in den Nachrichten oder Diskussionssendungen sehen.
Ach ja, schon vergessen: Der alte weiße Mann will sich nicht informieren, was wirklich in der Welt vorgeht.“ Es ist mittlerweile ein seltsames Verhalten, Fernsehen zu schauen, Dokumentationen und Reportagen, Politik- und Natursendungen, gar Wissenschaftssendungen.

Es ist schon eigenartig: Wenn jemand eine ungeprüfte, unbewiesene Behauptung über Twitter oder YouTube verbreitet, ohne Belege und Hintergrundinformationen, dann ist er ein „Meinungsführer“ in der „informierten Gemeinschaft“. Legen Wissenschaftler nach jahrelangen Untersuchungen, Analysen, Bewertungen, Fakten, lange Berichte vor, dann ist das „unseriös, tendenziös, zu hinterfragen“.

Natürlich muss man kritisch sein: Wer hat welchen Bericht, welche Statistik für wen, wann und zu welchem Zweck erstellt? Diese Frage sollte man grundsätzlich stellen. Aber eben auch den „Unwissenschaftlern“. Wenn man diese Fragen beantwortet hat, dann ist immer noch genügend Raum für Irrtümer, Fehl-, Neu-, Anders-Interpretationen, neue Erkenntnisse, Weiterentwicklungen, weitere Fragen und Weltanschauungen.
Wenn aber aus Tausenden von Berichten, die über Jahrzehnte erstellt wurden und die vom Weltklimarat (IPCC) zusammengestellt wurden zu einem Weltklimabericht und darin geschrieben wird, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit und hoher Sicherheit der Mensch einen erheblichen Einfluss auf die derzeitige Klimaveränderung wegen des durch die Menschen aus fossilen Rohstoffen emittierenden Kohlenstoffdioxids (CO2) hat, dann ist es zwar nötig, weiter zu forschen, aber es ist endlich auch nötig, zu handeln! Eine 80-90%ige Wahrscheinlichkeit, dass durch unser fossiles Verhalten die Erderwärmung in zügigem Tempo voranschreitet, sollte Hinweis genug sein, endlich zu handeln. In Deutschland hat man mit dem Tempo aber sowieso ein grundsätzliches Problem. Allerdings wäre es wunderbar, wenn wir bei der Energiewende ohne "Tempolimit" voranschreiten könnten. Setzen wir endlich die politischen, rechtlichen, technologischen, gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für echten Wettbewerb zu mehr Klimaschutz. Gestalten wir eine nachhaltige Marktwirtschaft.

Copyright © Dietmar Helmer 2020-09

Klimawandel und Menschen

Setzen wir als Wahrheit voraus, dass es einen anthropogen verursachten Klimawandel gibt. Was spricht dafür, was dagegen? Welche Konsequenzen ziehen wir daraus? Ist das Kohlenstoffdioxid (CO2) das Hauptproblem neben allen anderen wichtigen Fragestellungen, die es ebenfalls wert sind, zu erörtern und anzupacken? Welche Vorstellung haben wir von dieser Erkenntnis? Welche Konsequenz bin ich als Einzelner bereit, daraus zu ziehen? (Dietmar Helmer 2020-09)