Nachhaltige Marktwirtschaft

Bürgerstrom

50 Jahre „Die Grenzen des (exponentiellen) Wachstums“ –
Bericht des Club of Rome von 1972 –
Polemik mit Schmackes – Ein Blick in den „Spiegel“ – Schauermärchen eines journalistischen Polemikers - "Die Gegendarstellung" von Dietmar Helmer

Der Journalist Alexander Neubacher, ein wichtiger Reporter und Redakteur beim SPIEGEL, hat in einer seiner Kolumnen, die als „Die Gegendarstellung“ bekannt ist, einmal mehr sein anhaltendes Klopper-Talent bewiesen.
Wieder werden sich viele, die nicht das polemische (1) Denkmuster dieses Zynikers (2) verstehen, aufregen und erbost heftige Kritik an seinen Ausführungen üben. 2015 hatte er schon mal ein ganz „dickes Ding“ rausgehauen, als er seine möglicherweise reaktionären Ansichten (3) zu den Protesten gegen das TTIP-Abkommen (4) schrieb.
Zitat am 25.02.2022 Neubacher: »Grenzen des Wachstums« Das Schauermärchen von der geklauten Zukunft - Eine Kolumne von Alexander Neubacher - Vor 50 Jahren erschien »Die Grenzen des Wachstums«. Kaum etwas stimmte, trotzdem wird die Studie rauf und runter zitiert, von Maja Göpel bis Eckart von Hirschhausen. Darauf einen Magenbitter. aus DER SPIEGEL 9/2022

Intention und Intension - Ziel und Sinn

So satirisch (5) seine Ausführungen zur „Johannes-Offenbarung für die deutsche Umweltbewegung“ sind: Verstanden hat Herr Neubacher offenbar wenig von dem Buch, weder von der Intention (Ansinnen, Zweck, Absicht, Ziel) noch von der Intension (Sinn, Inhalt). Er behauptet einfach, dass die Zahlen im Buch nicht stimmen. Kann es sein, dass er begrenzt ist im Verständnis von Wachstums-/Exponentialfunktionen?

The Limits to growth Die Grenzen des Wachstums

Vorwerfen muss man den Autoren des Buches, dass Sie im Titel darauf verzichtet haben, die Grenzen des Wachstums als „Die Grenzen des exponentiellen Wachstums“ zu betiteln. Im Buch wird das Thema aber ausführlich abgehandelt.



Ökofimmel - Ist ökologisches Denken nur eine Verrücktheit, ein Spleen?

Ökofimmel - Wie wir versuchen, die Welt zu retten Ökofimmel - Wie wir versuchen, die Welt zu retten - Neubacher

Neubacher beschreibt in seinem Buch „Ökofimmel. Wie wir versuchen, die Welt zu retten, und was wir damit anrichten“ (2013) aus seiner aufgeregten, kleinbürgerlichen, populistischen Weltsicht, warum er so ziemlich alles, was „Ökologiebewegte“ tun, als blöd, wirkungslos, bevormundend etc. findet.
Das Verrückte ist, dass ich ihm in einigen Punkten sogar recht geben muss. Allerdings aus anderen Beweggründen. Auch die Autoren Dennis und Donella Meadows, Jorgen Randers u.a. haben vor Jahrzehnten bereits die Antwort auf die folgende Frage von Alexander Neubacher gegeben:
Er stellt nämlich eine sehr wichtige Frage auf Seite 12 von Ökofimmel (2013!) Zitat: Das alles verschafft uns ein gutes Gefühl. Die Frage ist nur: Was hat eigentlich die Umwelt davon? Und auf Seite 14: Doch so, wie wir die Sache angehen, handelt es sich vor allem um Symbolpolitik, die unterm Strich mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt. … sondern in übertriebenem Eifer vom Falschen zu viel …

Auf Seite 188 von „Die Grenzen des Wachstums“ (1972!) steht frei übersetzt: Aber es ist wahrscheinlich nicht weniger wahr, dass sich diese Krisen weltweit auswirken und dass viele Nationen und Menschen übereilte Abhilfemaßnahmen oder den Rückzug in Autarkie versuchen und damit die Situation nur verschlimmern würden. Die Interdependenz (Red. gegenseitige Abhängigkeit) der verschiedenen Komponenten des Weltsystems würde solche Maßnahmen letztlich sinnlos machen.

IPCC - Weltklimarat - 6. Sachstandsbericht 2022 -
machbare und wirksame Anpassungsoptionen

Der IPCC (Weltklimarat) formuliert es in seinem 6. Sachstandsbericht (AR6-II vom 27. Februar 2022!) wie folgt: Summary, Seite 35 SPM.C.2: There are feasible 41 and effective 42 adaptation options which can reduce risks to people and nature. The feasibility of implementing adaptation options in the near-term differs across sectors and regions (very high confidence).
Auf deutsch: Zukünftige Anpassungsoptionen und ihre Machbarkeit
C.2 Es gibt machbare und wirksame Anpassungsoptionen, welche die Risiken für Mensch und Natur reduzieren können. Inwieweit es machbar ist, Anpassungsoptionen in der nahen Zukunft umzusetzen, hängt von den jeweiligen Sektoren und Regionen ab (sehr hohes Vertrauen).


Lieber Herr Neubacher, warum sollte ein Buch zum "Altpapier", das Sie heute kostenlos und frei im Original als PDF herunterladen können, um darin zu lesen, dass diese Wissenschaftler schon 40 Jahre vor Ihnen wussten, wo der „Hund begraben ist“?!
Das Buch ist digital für jeden zugänglich, um zu lernen, wissen zu wollen, zu verstehen und vielleicht auch anzuwenden. Was und wie entstehen und wirken die Schäden, die unsere Art zu wirtschaften angerichtet hat und noch anrichten wird auf die Natur, die Arten, das Wasser, das Klima?

Glauben Sie, dass Ihr chronisches Dauermeckern ohne grundlegende Lösungsvorschläge hilfreich ist? Wann stellen Sie Ihr Buch „Ökofimmel“ kostenlos frei zur Verfügung, damit andere nicht unnötig Altpapier produzieren müssen? Dann wäre es möglich, eine wirkliche Debatte über viel Unfug aus der Ökoecke mit dem vielen Unfug aus Ihrer Mainstreamecke und der Wirtschaftsecke zu führen.
Ihre Polemik in dem Buch Ökofimmel ist wichtig, wer da nicht öfter schmunzeln muss, der „sägt im Keller Heizöl“. Was Sie als alter Zyniker aber tun, ist fast nur Kritik zu üben und nicht, wirksame Lösungen darzustellen.
Frage: Warum sind denn manche wirksamen Maßnahmen nicht wirksam?
Weil wir das wirksam-machbare nicht umsetzen, weder gesellschaftlich, ökologisch, ökonomisch und rechtlich.

Sie stellen eine wichtige Frage: „Was hat die Umwelt davon?“ Jetzt wird es doch erst spannend. Ich frage weiter: Wem nützt es? Wer profitiert? Was sind die Motive? Ist es nachhaltig?

Ursache und Wirkung - Wechselwirkungen -
Rückkoppelungsschleifen - gegenseitige Abhängigkeiten
Cause and effect - interactions - feedback loops - Interdependenzen

Nicht nur Ursache und Wirkung sind relevant, sondern auch Wechselwirkungen (interactions), Rückkoppelungsschleifen (feedback loops) und Interdependenzen! Das zeigt die Komplexität der einzelnen Themen. Das ist der Faktor Unsicherheit.
Klar, Sie haben mit Ihren satirischen Sprüchen die Lacher auf Ihrer Seite. Da kann man sachlich und wissenschaftlich kaum gegen anstinken. Ist Ihr Buch „Ökofimmel“ als „Bäbä-Effekt“ oder „Baba-Effekt“ gegen wirksames ökologisches handeln zu verstehen?
Herr Neubacher, sie schreiben, Zitat: „Der Fehler des Computers und seiner Programmierer lag vor allem darin, die menschliche Kreativität zu unterschätzen. Man hatte den Rechner akkurat mit Daten befüllt, aber den technischen Fortschritt, ausgelöst durch Erfindergeist, leider vergessen. So kam es zum Märchen von der geraubten Zukunft.“

Altpapiervergleich -
wissenschaftliche Fakten oder nur polemischer Spaßfaktor

Ihr Buch ist gerade mal neun Jahre alt. Was meinen Sie? Bei wie vielen Ihrer satirischen Spötteleien sind Sie in dieser kurzen Zeit falsch gelegen? Warum unterschätzen Sie selbst so sehr die menschliche Kreativität? Warum unterschätzen Sie den technischen Fortschritt in nutzbringenden Anwendungen für die Menschen, die Natur, das Klima? Könnte es sein, dass Sie bei Niederschrift Ihres Satzes gerade in den „Spiegel“ geschaut und ein Selbstgespräch geführt hatten?

Welchen Nutzen hat das Buch Ökofimmel? Halten wir uns den "Spiegel" vor?

Ich hätte einen Vorschlag an Sie. Wenn ich richtig gezählt habe, hat Ihr Buch 51 Kapitel/Themen zzgl. Einleitung. Mal rein rhetorisch gefragt: Was wäre, wenn sich „Der Spiegel“ oder „Spiegel online“ ein Jahr lang jede Woche jeweils eines Ihrer Kapitel vornimmt?
Und zwar nach den Prinzipien der Autoren der (exponentiellen) „Grenzen des Wachstums“ und des IPCC:
a) Machbarkeit und Wirksamkeit,
b) Wechselwirkungen,
c) Rückkoppelungsschleifen,
d) Interdependenzen,
e) Nutzen für die Menschen,
f) die Umwelt,
g) das Klima,
h) Gesamtwirtschaftsbilanz,
i) Gesamtökobilanz,
j) Gesamtsozialbilanz,
k) rechtliche Hindernisse.

Und das wird von „unabhängigen“ Wissenschaftlern und anderen sachkundigen Menschen analysiert und begleitet – mit Fakten.

Wirksame Anpassungsoptionen umsetzen

Vielleicht könnten wir auf diese Weise den wirksamen Anpassungsoptionen näherkommen. Weg von Partikularinteressen, hin zu Gemeinwohlinteressen. Sind Sie interessiert?
Aus Ökofimmel wird eine Ökoflamme. Dann würde ich Ihnen Ihren ersten Satz in Ihrem Buch sogar glauben: „Ich bin für Umweltschutz, die Natur liegt mir am Herzen.“
Nutzen Sie Ihre Potentiale konstruktiv und nicht destruktiv.
Kommen Sie raus aus der Schmoll-Ecke. Ach, das ist der andere Polemiker von NTV …
Beste, umweltbewusste Grüße von einem, der Sie verstehen kann.

Definitionen können Sie in der Quelle www.dwds.de nachlesen:
(1) Polemik = scharfer politischer oder wissenschaftlicher Angriff, Meinungsstreit, aggressiv, feindlich
(2) Zyniker = hier: bissiger, taktloser, die Gefühle anderer bewusst verletzender Spötter zynisch ursprünglich = die geltenden Wert- und Moralvorstellungen missachtend und verhöhnend, spöttisch, bissig, die Regeln des Anstands verletzend, schamlos, unordentlich, grob
(3) Reaktionär = ein Anhänger der Reaktion, hier im Sinne von rückschrittlich, fortschrittsfeindlich, neuerungsfeindlich, streng konservativ
(4) TTIP = Transatlantisch Trade and Investment Partnership, Transatlantisches Freihandelsabkommen
(5) Satire = Form des Komischen in der Kunst, besonders in der Literatur, die mit dem Anliegen, Bestehendes zu verändern, durch Ausdrucksmittel des schärfsten Spottes und enthüllender Polemik charakteristische Widersprüche in Individuum und Gesellschaft aufdeckt und der Lächerlichkeit preisgibt

Dietmar Helmer, veröffentlicht am 2022-03-22